Herzlich Willkommen in der Transkriptwerkstatt!
Benötigen Sie Hilfe, eine alte deutsche Handschrift zu transkribieren? Planen Sie die Erschließung handgeschriebener Briefe, Bücher, Postkarten, Kirchenbücher/Standesamtaufzeichnungen (Tauf-, Trauungs- und Sterberegister)? Benötigen Sie Unterstützung bei der Veröffentlichung als Edition? Gerne bin ich Ihnen dabei behilflich!
Im Folgenden werden das Arbeitsfeld alter deutscher Handschriften vorgestellt und Referenzprojekte angeführt. Wenn Sie mich direkt kontaktieren möchten, dann klicken Sie hier.
Handschriften
Vor der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden im deutschen Sprachraum überwiegend Handschriften geschrieben, die heute nicht mehr gebräuchlich sind. Dadurch fällt es den meisten Menschen ohne entsprechende Ausbildung heutzutage schwer, alte deutsche Handschriften zu entziffern. Die gebräuchlichsten deutschen Handschriften lassen sich grob in folgende Schriftarten unterteilen:
- Karolingische Minuskel
- Gotische Schriften (Textura, Bastarda, Fraktur)
- Kurrent
- Sütterlin
- Antiqua
Alte deutsche Handschriften bringen oft zusätzliche Schwierigkeiten mit sich, da weder Orthographie noch Grammatik einheitlich sind. Zudem ist jede Handschrift einzigartig und auch geübte Leser*innen müssen sich in unbekannte Handschriften erst einlesen und mit deren Eigenheiten vertraut machen.
Im Folgenden werden die gängigsten Handschriften kurz vorgestellt. Alle diese deutschen Handschriften können Sie von mir transkribieren lassen.
Karolingische Minuskel
Ab dem 8. bis ins 12. Jahrhundert vor allem in klösterlicher Buchproduktion verwendete Schrift mit klaren, gut lesbaren Kleinbuchstaben. Insbesondere durch Karl den Großen geförderte Schrift – daher der Name. Aus der Karolingischen Minuskel entwickelte sich später die Humanistische Minuskel und aus dieser die Antiqua.
Gotische Schriften (ca. 12. bis 20. Jhd.)
Gotische Schriften waren stark stilisierte, gebrochene Schriftarten. Zu ihnen zählten insbesondere die Textura (Buchhandschrift v.a. liturgischer Werke mit enger und schwer lesbarer Schrift), die Bastarda (Kanzleischrift, eien ästhetische und schnell zu schreibende Mischform zwischen Textura und Kursivschrift) und die Frakturschrift (Schrift mit schrägen und gebrochenen Buchstaben, ab dem 16. Jahrhundert v.a. als Druckschrift weit verbreitet und lange genutzt).
Kurrent (Deutsche Schreibschrift)
Ab dem 16. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts gebräuchliche Schreibschrift. Sie gehört zu den gebrochenen Schriften und wurde ursprünglich mit Federkiel und Tinte, später aber auch mit Bandzugfeder geschrieben. Dadurch entstand ein richtungsabhängiger Strichkontrast, also je nach Schreibrichtung ein breiterer oder schmalerer Strich. Kurrentbuchstaben waren eng verbunden, kursivartig und sind für heutige Leser*innen schwierig zu lesen.
Deutsche Ausgangsschrift (Sütterlin)
1911 von Ludwig Sütterlin im Auftrag des Preußischen Kultusministeriums entwickelte vereinfachte Version der Kurrentschrift. Im Unterschied zur Kurrentschrift ist die Sütterlinschrift durch die Erfindung der Gleichzugfeder (Kugelspitzfeder) auf ein Schriftbild mit gleicher Strichbreite ausgelegt. Sütterlin wurde von 1915 bis 1942 als Ausgangsschrift zum Erlernen von Schreibschrift in der Schule gelehrt. Durch den Normalschrifterlass Hitlers wurde sie 1941 vom NS-Regime abgeschafft.
Antiqua (Lateinische Schreibschrift)
Ab dem 15. Jahrhundert international vielverwendete Schreibschrift des lateinischen Alphabets. Im deutschsprachigen Raum wurde sie erst ab der Mitte des 20. Jahrhunderts nach dem Normalschrifterlass des NS-Regimes die dominierende Schriftart. Heute ist sie die am weitesten verbreitete Schrift weltweit. Die Lateinische Schreibschrift verfügt über viele Variationen, darunter: Humanistische Kursive, Circumflessa, Ronde, Round Hand, Sütterlins Lateinische Ausgangsschrift, Schulausgangsschrift und Schweizer Schulschrift.
Leistungen
Transkription
Diplomatische Transkription deutscher Handschriften: Kanzleischrift, Kurrentschrift, Sütterlinschrift, Schreibschrift, Lateinschrift…
Korrektur
Korrektur von Transkriptionen (eigen und extern erstellte Transkriptionen).
Edition
Wissenschaftliche diplomatische Transkription, Annotation und Erstellung von Verzeichnissen. Korrektur und Lektorat. Layout als PDF-Buch (Faksimile und Transkription). Auf Wunsch weiterführende Hintergrundforschungen.
Scan
Professionell angefertigter Scan mit Buchscanner (bis zu 600 dpi). Dateibenennung und Metadatenanreicherung.
Onlinepublikation
Aufbereitung von Scans für Onlinepublikation zur Ansicht im DFG-Viewer (Optimierung der Scans und Bereitstellung der Linkstrukturen mit XML-Dateien).
Übersetzung
Übersetzung deutscher Transkriptionen ins Englische (automatische Übersetzung durch DeepL und anschließende Korrektur)
Online-Edition
Steckt hinter einem Editionsprojekt keine Gewinnabsicht, so ist eine kostenlos zugängliche Online-Edition eine gute Möglichkeit, die edierte Handschrift einem breiten Publikum zur Verfügung zu stellen. Eine Möglichkeit besteht darin, den kostenlosen Viewer der „Deutschen Forschungsgemeinschaft“ (DFG) zu nutzen, um die Scans der Handschrift online einsehbar zu machen.
Daneben besteht die Möglichkeit, eine PDF-Version der Edition zu erstellen, welche auch an Bibliotheken und Archive weiter gegeben werden kann, um sicherzustellen, dass die Edition dauerhaft abrufbar bleibt und einem großen Publikum zur Verfügung steht. Gerne kann ich Ihnen bei einem solchen Vorhaben zur Hand gehen oder es gänzlich von der Transkription bis zur Veröffentlichung durchführen.
Referenzen / Projekte
Vier größere meiner Transkriptionsprojekte sehen Sie im Folgenden kurz vorgestellt.
Zwei dieser Projekte sind frei verfügbar als Online-Edition abrufbar (siehe Links).
Tagebücher und Samoastudien von Otto Tetens
Umfang: sechs Bücher und ein 90-seitiger Brief / 821.770 Zeichen (inkl. Annotationen)
Von mir ausgeführte Arbeiten: komplette diplomatische Transkription, Korrektur und Lektorat, Scan, Annotationen und Verzeichnisse, computergestützte Übersetzung (Deutsche Texte ins Englische), Aufbereitung für Onlineveröffentlichung im DFG-Viewer, Editions- und Digitalisierungskonzept, Layout und Onlinepublikation.
Auftraggeber: Übersee-Museum Bremen im Rahmen des Projekts „WissensWandel: Open Access für weltoffene Forschung – Digitalisierung der Samoa-Studien Otto Tetens“
Link: Die Transkriptionen sind als Online-Edition frei einsehbar unter: https://www.uebersee-museum.de/ueber-uns/das-museum/sammlung/tetens-samoa-studien/
Thema und Hintergrund: Otto Peter Harens Tetens (*1865-†1945) war ein deutscher Astronom und Meteorologe. Ab 1902 errichtete er im Auftrag der Königlichen Wissenschaftlichen Gesellschaft zu Göttingen auf Samoa ein Observatorium in der Hauptstadt Apia. In dieser Zeit schrieb er ein Tagebuch mit dem Titel „Tagebuch 1902. Juni 12 – Dez. 14“. Daneben entstanden (teilweise durch Samoaner*innen niedergeschrieben) fünf Bücher:
- Topographie von Samoa
- Samoanische Nährpflanzen
- Samoanische Heilmittel
- Beschreibungen meiner Fischsammlung
- Beschreibungen der großen Fischarten von Samoa
Diese Bücher sind heute ein wichtiges Zeugnis der samoanischen Kultur. Tetens sammelte zahlreiche samoanische Objekte, die er anschließend zu großen Teilen an das heutige Übersee-Museum Bremen weitergab. In einem 90-seitigen Brief an Prof. Schauinsland listet Tetens diese Objekte auf und gibt Hintergrundinformationen. Heute sind die Objekte ein wertvolles Zeugnis samoanischer Kultur, wovon einige in dieser Form nur noch im Übersee-Museum Bremen zu finden sind.
Tagebücher von Carl Spieß und Sophie Spieß
Umfang: ca. 888.000 Zeichen / fünf Tagebücher:
- Spieß, Carl: Westafrica. I. 1894
- Spieß, Carl: Westafrica. II. 1896
- Spieß, Carl: Westafrica. III. 1898
- Spieß, Carl: Westafrica. IV. 1898
- Spieß, Sophie: Tägliche Bemerkungen
Von mir ausgeführte Arbeiten: komplette diplomatische Transkription, Korrektur, computergestützte Übersetzung (deutsche Texte ins Englische)
Auftraggeber: Übersee-Museum Bremen im Rahmen eines Projektes zur Erforschung von Objekten aus dem Ewegebiet (Ghana / Togo). Das Projekt ist eine internationale Zusammenarbeit zwischen Forscher*innen aus Deutschland, Ghana, Togo und den Niederlanden, sowie Priestern eines Vodun-Schreins (in Accra/Ghana).
Thema und Hintergrund: Carl Spieß (*1867-†1936) war ein deutscher Missionar, der im Auftrag der Norddeutschen Mission im Ewegebiet (Ghana / Togo) von 1892 bis 1914 missionarisch tätig war. In dieser Zeit schrieb er Tagebücher und Abhandlungen über die Kultur, Sprache und Religion (insbesondere der Ewe), außerdem über zahlreiche Themen wie Geographie, Flora und Fauna usw. Wenn auch aus Sicht eines norddeutschen Missionars geschrieben, so haben die Bücher doch einen hohen Wert für die Forschung, vor allem bezüglich der Landesreligion vor der christlichen Missionierung.
Carl Spieß sammelte zahlreiche Objekte aus dem Ewegebiet, die er größtenteils dem Übersee-Museum Bremen übergab. Die meisten dieser Objekte wurden für religiöse Praktiken des Fetischismus genutzt und sind heute ein wertvoller Forschungsgegenstand.
Sophie Spieß (*1875-†1968), geborene Schmidt, war die Ehefrau von Carl Spieß und mit ihrem Mann zusammen im Ewegebiet tätig. Dort übernahm sie u.a. die Leitung eines Kindergartens und einer Nähschule. Sophie Spieß schrieb in ihren „Täglichen Bemerkungen“ Tagebuch von ihren Erlebnissen und dem christlichen Gemeindeleben, außerdem schrieb sie humoristische Gedichte in das 93-seitige Büchlein.
Sparenberch-Chronik
Umfang der Transkription: ein Buch mit 544.768 Zeichen (inkl. Annotationen)
Von mir ausgeführte Arbeiten: Scan und Transkription der mittelniederdeutschen Texte
Auftraggeber: eigene Forschung als Vorbereitung zur Masterarbeit
Schrift: Kanzleischrift aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, niedergeschrieben in Latein und Mittelniederdeutsch (ohne einheitliche Orthographie und Grammatik)
Thema und Hintergrund: Bei der Sparenberch-Chronik handelt es sich um eine Stadtchronik der Freien Hansestadt Bremen, entstanden um 1550. Verzeichnet ist in der Chronik inbesondere die Geschichte der Stadt, daneben aber auch größere politische Ereignisse, insbesondere zeitgenössische Aufzeichnungen zur Reformation und zum Schmalkaldischen Krieg. Wie für Chroniken dieser Zeit üblich, wurden die Ereignisse chronologisch niedergeschrieben, wobei diejenigen Einträge, die vor dem Erfahrungshorizont des Autoren stattgefunden hatten, aus anderen Chroniken mit geringfügigen Änderungen übernommen wurden. Sparenberch setzte damit vor allem die Bremer Chronik „Historia archiepiscoporum Bremensium“ und die Chronik von Rinesberch/Schene/Hemeling fort. Die Sparenberch-Chronik ist bislang nicht transkribiert oder ediert veröffentlicht worden, was vor allem daran liegt, dass die etwa 30 Jahre später erschienene Renner-Chronik als Edition vorliegt und große Teile aus der Sparenberch-Chronik übernimmt.
Gemeindebuch Schrebitz
Beim Gemeindebuch Schrebitz handelt es sich um eine Niederschrift der Dorfgerichtsbarkeit Sachsens aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Im Rahmen eines großen mehrsemestrigen Projektes im Masterstudiengang Geschichte an der Universität Bremen habe ich maßgeblich an dessen Transkription, Bearbeitung und Veröffentlichung mitgearbeitet. Das Gemeindebuch Schrebitz umfasst 127 Blatt mit 164 Einträgen und ist in Mittelniederdeutsch geschrieben.
Online-Edition: https://media.suub.uni-bremen.de/handle/elib/5412
Wer bin ich?
Christophe Schindler
Historiker
Studium an der Universität Bremen
Studienfächer B.A.: Geschichte / Geographie
Studienfach M.A.: Geschichte
Neben meiner Arbeit im Museum biete ich freiberuflich wissenschaftliche Transkriptionen und zugehörige Arbeiten an.